Globales Headhunting mit persönlichem Touch

Interview mit Dr. Philip Wenger, Geschäftsführer der expertalis GmbH, und Mattijs Kropholler, Chairman des Headhunting-Netzwerks Penrhyn International und Managing Partner von Maes & Lunau mit Sitz in Amsterdam.
expertalis Penrhyn New York 2023

Herr Kropholler, seit wann gibt es eigentlich Penrhyn International? Und warum wurde es gegründet?

Das Netzwerk wurde 1978, also vor 45 Jahren, gegründet. Damals war Executive Search als globale Dienstleistung gerade erst in ihren Anfängen. Auf einer IBM-Konferenz trafen sich einige Berater und tauschten sich miteinander aus. Der Tenor ihrer Überlegungen war: „Warum arbeiten wir eigentlich nicht zusammen? Wir haben jeweils Suchaufträge für verschiedene Länder, aber eben nicht das tiefere Wissen über die jeweiligen Märkte.“ Man darf nicht vergessen, dass dies die Zeit vor Internet, Datenbanken und so weiter war. Penrhyn International begann also letztlich als eine Gruppe von Freunden, die beschlossen hatte, ein Netzwerk zu bilden, um gemeinsam Geschäfte zu machen und gleichzeitig auch Spaß miteinander zu haben.

Und wann sind Sie selbst Mitglied bei Penrhyn geworden?

Wir sind seit 2005 dabei. Als Headhunting Boutique mit Sitz in den Niederlanden bekamen wir immer mehr Anfragen von Mandanten, die uns auch international mit der Stellenbesetzung von Führungskräften beauftragen wollten. Wir brauchten also ein größeres, internationales Netzwerk. Bei unserer Suche stießen wir auf Penrhyn International und waren froh, dass die Organisation schon damals weltweit vertreten war und Mitglieds-Unternehmen auf allen Kontinenten hatte. Vor zwei Jahren wurde ich dann zum Chairman of the Board gewählt. Ich mag meine internationalen Partner sehr, und die Bekanntschaften sind mit der Zeit zu Freunden geworden.

Wodurch unterscheidet sich Ihrer Meinung nach Penrhyn International von anderen globalen Headhunting-Netzwerken?

Einer der wichtigsten Aspekte von Penrhyn ist, dass wir zwar global gut vernetzt, aber dennoch relativ klein sind – wir sind in 11 Ländern vertreten. Wir schätzen diese Zahl, auch wenn sicher drei oder vier neue Länder in den wichtigsten Wirtschaftsregionen noch hinzukommen werden. Aber wir wollen das Netzwerk bewusst überschaubar halten, denn nur so lernt man sich wirklich kennen und kann eine Beziehung zueinander aufbauen. Und das ist die Basis für eine funktionierenden Zusammenarbeit.

Ein weiterer Punkt ist die Tatsache, dass der Mitgliederkreis aus kleinen Boutique-Firmen besteht, in denen die Partner und Inhaber für ihre Aufträge, ihre Kunden und die Einhaltung der Qualitätsstandards noch selbst verantwortlich sind. Und das ist uns sehr wichtig. expertalis ist zum Beispiel mit zwei Partnern, die das Unternehmen führen, relativ klein. Aber sie haben sehr hohe Standards im Bereich Executive Search, und ihre Methoden und Verfahren sind gut ausgearbeitet und etabliert. Das sind die perfekten Voraussetzungen, um in die Penrhyn-Gemeinschaft zu passen.

Die Mitglieder von Penrhyn International haben sich vom 31. Mai bis 2. Juni 2023 in Brooklyn, New York, getroffen, um Prioritäten für 2023-2024 zu setzen. Dabei ging es u.a. um das Wachstum des Netzwerks in relevanten Wirtschaftsbereichen sowie neue Kommunikationsstrategien. Bild vordere Reihe: Unsere Gesprächspartner Mattijs Kropholler (3.v.r.), Dr. Philip Wenger (1.v.l.)

Das bedeutet aber sicher auch, dass Penrhyn bestimmte Erwartungen an seine Mitglieder hat?

Absolut, und genau diese Frage haben wir auch auf unserer Konferenz diskutiert: Wie können wir uns als Mitglieder engagieren, um das Netzwerk immer weiterzuentwickeln und es auf die nächste Stufe zu bringen? Ein wichtiger Aspekt bei der Auswahl der Mitglieder von Penrhyn ist neben den Qualitätsstandards, dass sie aktiv nach einem Netzwerk suchen, durch das sie ihren Kunden international helfen können. Und das bedeutet nicht, dass man sich zurücklehnt und wartet, bis ein Projekt zu einem kommt. Im Gegenteil: Man muss mit seinem Unternehmen internationale Ambitionen haben, weil man seine Kunden mit einem globalen Netzwerk bedienen will. Das ist das Grundanliegen von Penrhyn International.

Herr Dr. Wenger, können Sie uns verraten, warum expertalis sich für Penrhyn International als Organisation entschieden hat?

Ganz einfach: Weil ich überzeugt davon bin, dass wir mit Penrhyn den richtigen Partner gefunden haben, um international erfolgreich Headhunting zu betreiben. Das Netzwerk ist hochprofessionell geführt und hat eine einzigartige Erfolgsgeschichte. Bevor wir uns Penrhyn angeschlossen haben, hatten wir bereits einige Erfahrung mit globalen Headhunting-Netzwerken gesammelt. Von daher wussten wir, auf was es ankommt. Was wir bei Penrhyn gefunden haben, sind vertrauenswürdige Mitglieder mit einer langen Erfolgsgeschichte in ihren jeweiligen Märkten und mit den höchsten Qualitätsansprüchen, wenn es darum geht, ihre Kunden zu unterstützen.

Und was sind Ihre Erwartungen als neues Mitglied an Penrhyn International?

Nun, unterm Strich geht es natürlich ums Geschäft: Wir wollen unsere deutschen Kunden bestmöglich bedienen, wenn diese internationale Stellenbesetzungen haben. Und unsere Penrhyn-Partner haben weltweit natürlich ein viel besseres Verständnis für ihre lokalen Märkte als wir es je haben könnten. Mit Penrhyn wird es also möglich sein, internationale Positionen für unsere Kunden passgenau zu besetzen, sei es einen Technologiespezialisten in Europa, eine CFO-Position in den USA oder auch eine Managerposition in Australien. Und natürlich sind wir sehr ehrgeizig, wenn es darum geht, unsere Penrhyn-Kollegen bei der Suche nach den richtigen Führungskräften und Spezialisten in Deutschland zu unterstützen. Meiner Meinung nach ist eine Geschäftsbeziehung nie eine Einbahnstraße. Und wenn beide Seiten sowie der Kunde von dem Penrhyn-Netzwerk profitieren können, ist es sozusagen eine Win-Win-Win-Situation.

Herr Kropholler, Sie haben ja schon angedeutet, dass Penrhyn als Organisation nur dann funktioniert, wenn alle Mitglieder auch wirklich motiviert sind.

Ja, in der Regel sind unsere Mitglieder sowieso bereitwillig und mit Freude dabei, sodass ihr Engagement selbstverständlich ist. Aber wie bereits gesagt, fordern wir auch offen ein, dass sie engagiert zusammenarbeiten. Sonst kann das Ganze nicht funktionieren.

Dr. Wenger: Wenn ich etwas hinzufügen darf – für mich geht es immer um das gegenseitige Vertrauen. Wenn ich einen Kunden in das Netzwerk bringe, den ich seit 20 Jahren erfolgreich betreue, möchte ich meinen internationalen Kollegen persönlich und fachlich voll vertrauen können. Das ist die Basis für jede erfolgreiche Zusammenarbeit.

Mattijs Kropholler: Genau deshalb ist es auch so wichtig, dass sich die Mitglieder persönlich kennen lernen, denn nur so können sie das Vertrauen und eine Beziehung zueinander aufbauen.

Herr Kropholler, um noch einmal direkt nachzufragen: Warum haben Sie expertalis als Vertreter von Penrhyn International in Deutschland ausgewählt?

Im Grunde genommen, weil wir die beiden Geschäftsführer Dr. Philip Wenger und Markus Lorch als absolute Experten auf ihrem Gebiet kennengelernt haben. Sie sind auf uns zugekommen und wir waren schon nach dem ersten Eindruck gerne bereit, die Gespräche zu vertiefen. Dann habe ich sie in ihrem Office besucht, und wir sprachen über ihr Unternehmen, ihre Arbeitsweise, ihre Prozesse und ihre wirklich beeindruckende Erfolgsbilanz. Dabei wurde schnell klar, dass sie genau zu der Art von Kultur passen, die wir bei Penrhyn etablieren wollen: kollegial, offen, vertrauenswürdig, hohe professionelle Standards und die Ambition, in eine noch globalere Ebene der Personalberatung hineinzuwachsen. expertalis bringt also all das mit, was unsere Mitglieder ausmacht.  

Eine Frage an Sie beide: Die vergangenen Jahre waren in vielerlei Hinsicht mit Herausforderungen verbunden. Welche sehen Sie im Hinblick auf den internationalen Rekrutierungsmarkt?

Mattijs Kropholler: Eigentlich schaue ich lieber auf die Chancen und weniger auf die Schwierigkeiten. Gerade technologische Innovationen können eine Gefahr, aber eben auch ein großes Plus darstellen. Zum Beispiel hat die Einführung von LinkedIn den internationalen Headhunting-Markt erheblich verändert. Früher gab es nur in größeren Unternehmen Datenbanken für internationale Assignments. Heute hat jede Firma eine solche Datenbank, und die heißt LinkedIn. Wenn Sie dieses Netzwerk nutzen, um den richtigen Kandidaten zu finden, können Sie theoretisch etwa von Deutschland aus für Spanien arbeiten. Was Ihnen dann natürlich fehlt, ist der sogenannte „high touch“, den Sie brauchen, um wirklich den richtigen Kandidaten auszuwählen. Dafür haben Sie bei Penrhyn wiederum Ihre spanischen Kollegen und Experten, die Ihnen dabei helfen können, die beste Person für die Stelle herauszufiltern.

Zudem kommen ja auch ständig neue Entwicklungen hinzu, da ist zum Beispiel die Frage, welche Rolle Künstliche Intelligenz oder auch Gaming bei der Suche nach Führungskräften künftig spielen wird. Solange die menschliche Komponente hoch bleibt, kann man alle Technologien einsetzen, die es gibt. Und genau hier machen wir den Unterschied für unsere Kunden.

Dr. Wenger: Aus wirtschaftlicher Sicht hatte ich selbst das „Vergnügen“, drei Wirtschaftskrisen mitzuerleben: 2002 das Platzen der Start-up-Blase, 2007 die Lehman- und Immobilienkrise und zuletzt Corona sowie nachfolgend den Krieg in der Ukraine und die damit verbundenen höheren Preise und Lebenshaltungskosten. Und ja, zumindest in Deutschland spüren wir derzeit die Investitionszurückhaltung, gerade bei unseren mittelständischen Kunden wie dem Maschinen- und Anlagenbau. Gleichzeitig blicke ich positiv in die Zukunft, denn dieser Investitionsstau der Unternehmen wird sich nächstes Jahr oder spätestens 2025 auflösen müssen, um international wettbewerbsfähig zu bleiben. Außerdem gibt es ganze Branchen wie die Antriebstechnik und den Energiesektor, die sich gerade neu erfinden, was mit Sicherheit zu einem ganz neuen Bedarf an Führungskräften und Spezialisten führen wird. Ich glaube also, dass wir, solange wir an unseren hohen Ansprüchen bei der Suche nach den richtigen Kandidaten festhalten, auch in Zukunft erfolgreich sein werden.

Mattijs Kropholler: Und wenn ich noch hinzufügen darf: Die Covid-Krise war eine große Herausforderung, hatte aber eben auch einen positiven Einfluss durch die Einführung neuer technologischer Lösungen. Heute können wir mit Klienten und Geschäftspartnern auf der ganzen Welt Gespräche führen, ohne viel reisen zu müssen. Natürlich hat das persönliche Gespräch vor Ort immer noch eine höhere Qualität, aber die virtuellen Möglichkeiten helfen definitiv, die Suche nach Führungskräften effizienter zu gestalten.

Dr. Wenger: Der Schlüssel ist meines Erachtens die Hybridarbeit. Man sollte die vorhandenen Technologien nutzen, aber auch persönliche Treffen und Gespräche mit den Kandidaten führen, um am Ende die richtige Entscheidung treffen zu können.

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