ChatGPT im Recruiting – welche Vor- und Nachteile gibt es?

ChatGPT und andere Chatbots sollten im Headhunting als Hilfsmittel verstanden werden, die die menschliche Entscheindungskraft und das Fachwissen unterstützen und nicht ersetzen.
ChatGPT im Recruiting

Auch im Recruiting-Bereich gewinnt Künstliche Intelligenz (KI) zunehmend an Bedeutung. Die Einsatzmöglichkeiten von ChatGPT im Recruiting sind vielfältig und können Headhunter dabei unterstützen, effektiver zu arbeiten und Zeit sowie Ressourcen einzusparen.

Aber in welchen Bereichen macht der Einsatz von ChatGPT bei der Suche nach Führungskräften und Spezialisten Sinn? Und welche rechtlichen und ethischen Fragen müssen bei der Integration solcher Technologien berücksichtigt werden, um den menschlichen Faktor im Rekrutierungsprozess nicht zu vernachlässigen?

Um Antworten auf diese Fragen zu finden, haben wir uns die verschiedenen Aspekte einmal angeschaut, die es beim Einsatz von ChatGPT im Recruiting zu berücksichtigen gilt. 

Effektivität durch den Einsatz von ChatGPT

Die Integration von ChatGPT in den Rekrutierungsprozess ermöglicht es Headhuntern und Research-Teams, sich auf die wesentlichen Aspekte ihrer Arbeit zu konzentrieren. Routineaufgaben und Teilaufgaben können von intelligenten Bots übernommen werden, während die Headhunter selbst ihre Zeit und Energie darauf verwenden, Kandidaten besser kennenzulernen und ihnen eine positive Erfahrung zu bieten.

ChatGPT kann somit dabei helfen, verschiedene operative Aufgaben schneller und effektiver zu gestalten. Dabei ist es jedoch wichtig zu beachten, dass der Chatbot nicht autonom handelt, sondern auf die Eingabe von Befehlen (sogenannte „Prompts“) angewiesen ist. Die Kompetenz eines Headhunters oder Researchers liegt daher auch darin, mit KI-Tools wie ChatGPT so zu interagieren, dass sie wirklich effektiv genutzt werden können.

Konkrete Unterstützung durch ChatGPT im Recruiting

Wie bereits angesprochen kann der Einsatz von ChatGPT in verschiedenen operativen Aufgabenbereichen hilfreich sein. Dazu gehören unter anderem die Erstellung von Zielfirmenlisten, das Active Sourcing, das Verfassen von Stellenanzeigen, die Erstellung von Kandidatenprofilen, die Überprüfung von Lebensläufen, das Verfassen von E-Mails (Absagen, Einladungen usw.), die Erstellung von Interview-Fragen und die Planung von Kandidaten-Interviews. Durch den Einsatz geeigneter ChatBots werden diese Aufgaben effizienter und zeitsparender gestaltet, sodass der Headhunter selbst mehr Zeit für strategische und interaktive Aspekte des Rekrutierungsprozesses hat.

Rechtliche und ethische Überlegungen

Obwohl KI-Lösungen wie ChatGPT Recruiter unterstützen können, unterliegt der Rekrutierungsprozess selbst rechtlichen und ethischen Überlegungen. Menschliche Überwachung und Entscheidungsfindung sind dementsprechend unverzichtbar, um Vorurteile zu vermeiden und eine faire Behandlung von Bewerbern sicherzustellen.

Wichtig ist in diesem Zusammenhang die Tatsache, dass ein KI-Tool bestimmte Aufgaben übernehmen kann, es aber ist nicht in der Lage ist, den menschlichen Aspekt des Recruitings zu ersetzen. Eine sorgfältige Kontrolle und Überwachung beim Einsatz von Künstlicher Intelligenz ist daher auf jeden Fall erforderlich, um sicherzustellen, dass keine diskriminierenden Praktiken oder Voreingenommenheiten in den Rekrutierungsprozess einfließen.

Herausforderungen und Gefahren bei der Nutzung von ChatGPT im Recruiting

Die Verwendung von KI-Tools im Personalbereich birgt verschiedene Herausforderungen und Gefahren. So können mit ChatGPT erzeugte Texte die Talentsuche dann erschweren, wenn sie möglicherweise unbewusst abschreckende Wirkungen auf bestimmte Zielgruppen haben. Es können beispielsweise sprachliche Nuancen, Vorurteile und unbewusste Voreingenommenheit in den Texten zum Ausdruck kommen und eine inklusive und vielfältige Kandidatenauswahl behindern. Es ist also wichtig, sich der Tatsache bewusst zu sein, dass eine Lösung wie ChatGPT selbst keine ethischen Grundregeln kennt und nur das reproduziert, was in den Daten vorhanden ist, mit denen es „gefüttert“ wurde.

Bots für Jobsucher und Bewerber

Natürlich haben nicht nur Headhunter oder Arbeitgeber Zugriff auf ChatGPT und andere KI-Tools. Auch Jobsucher und Bewerber können von dieser Technologie profitieren. Bewerber können beispielsweise Bewerbungsanschreiben oder Arbeitgeber-Auswahl-Kriterien von den Bots generieren lassen, um ihre Chancen auf eine Anstellung zu verbessern. Diese Möglichkeit zur Unterstützung von Bewerbern durch KI-Tools könnte letztlich zu einem ausgeglicheneren Bewerbungsprozess führen, in dem Kandidaten besser auf ihre Bedürfnisse eingehen können.

„Waffengleichheit“ im Sourcing

Im Hinblick auf die Automatisierung von Sourcing-Aktivitäten wird es in naher Zukunft vermutlich zu einer Art „Waffengleichheit“ zwischen Arbeitgebern und Bewerbern kommen. Das bedeutet, dass sowohl KI-generierte und automatisierte Sourcing-Ansprachen als auch „KI-Erkennungs- und Abwehr-Routinen“ zum Einsatz kommen könnten. In diesem Szenario werden menschliche Fähigkeiten erneut gefragt sein, um eine erfolgreiche Kontaktaufnahme herzustellen.

Die Fähigkeit, persönliche Beziehungen aufzubauen und eine authentische Kommunikation zu pflegen, wird also weiterhin von großer Bedeutung sein und den Unterschied bei der Rekrutierung von hochqualifizierten Fachkräften und Spezialisten ausmachen.

ChatGPT im Recruiting – Zukunftsaussichten

Trotz der genannten Herausforderungen und möglichen Gefahren sind KI-Lösungen ohne Zweifel auf dem Vormarsch und werden voraussichtlich zu einem wichtigen Bestandteil des Toolkits vieler Headhunter auch im Bereich der Executive Search sein. Laut dem IAB-Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung liegt die Automatisierung von Standardaufgaben im Rekrutierungsprozess bereits heute bei 56%. Daher ist es durchaus ratsam, die notwendigen Fähigkeiten im Umgang mit KI-Tools aufzubauen und sich mit ihrer Interaktion vertraut zu machen. Auf diese Weise können Recruiting-Profis sich wiederum nicht nur weiterentwickeln, sondern ihre Aufgaben effektiver gestalten und sich verstärkt auf strategische und zwischenmenschliche Aspekte konzentrieren.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass KI-Tools wie ChatGPT eine bedeutende Unterstützung bei der Suche nach geeigneten Fach- und Führungskräften bieten können. Sie ermöglichen es Recruiting-Profis, Zeit zu sparen, effizienter zu arbeiten und sich auf strategische Aufgaben zu konzentrieren. Die Automatisierung von Standardaufgaben eröffnet zudem neue Möglichkeiten für eine personalisierte Kandidatenansprache und eine verbesserte Bewerbererfahrung. Dennoch ist es wichtig, Künstliche Intelligenz im Headhunting sinnvoll und vor allem verantwortungsbewusst einzusetzen.

Die Fähigkeit, gezielt zu fragen und manuell zu überprüfen, ob die generierten Ergebnisse den Anforderungen entsprechen, bleibt im Hinblick auf einen seriösen und verantwortungsvoll geführten Suchprozess unerlässlich. KI-Tools sind also definitiv keine Selbstläufer, sondern erfordern eine gewisse Übung und Kontrolle, um sicherzustellen, dass sie den gewünschten Nutzen bringen. Dann allerdings können sie eine große Bereicherung  im Alltag von Headhuntern und Research-Teams sein und ihnen dabei helfen, noch effektiver die besten Fach- und Führungskräfte für ihre Mandanten zu finden.

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